Omar Khayyam Vierzeiler

Der Menschen eitle Lust gleicht einem bösen Hunde, Der durch sein leer Gebell uns stört zu jeder Stunde, Fuchsartig schleicht und wie ein Hase schläft,…

Wo aus der Erde Tulpen rot entsprossen, Ist sicher eines Königs Blut geflossen. Und wo ein Veilchen aus der Erde blickt, Hat einst ein holdes…

War einst ein Schloß, das bis zum Himmel ragte, Vor dessen Mauern Königsstolz verzagte, Auf dessen Trümmern klagt jetzt des Täubchens Ruf, Der klingt, als…

O Frömmler, einen Wunsch nur mir erfülle! Spar deinen guten Rat und schweig mir stille. Glaub mir, ich geh’ gradaus, du siehst nur schief –…

Ich trinke nicht aus bloßer Lust am Zechen, Noch um des Korans Lehre zu durchbrechen, Nur um des Nichtseins kurze Illusion! – Das ist der…

Die Rose, die in meinem Garten stand, Sprach: “Ich bin Joseph aus Aegyptenland.” “An welchem Zeichen”, fragt’ ich, “kenn ich das?” Sie sprach: “An meinem…

Da nun einmal das Glück den meidet, der Verstand hat, Und da man Toren nur im Glücke stets gekannt hat, So trink, was den Verstand…

Wenn längst wir nicht mehr sind, wird sich dies Weltrad drehn, Wenn unsre Spuren längst im Sand der Zeit verwehn. Einst waren wir noch nicht…

Von diesem Kreis, in dem wir hier uns drehn, Kann ich nicht Anfangspunkt, nicht Endpunkt sehn. Noch keiner sagt’ mir, wo wir kamen her, Und…

Nach Regeln der Vernunft zu leben, Ist zwar ein gar vergeblich Streben, Doch Meister Schicksals flinke Hand Schlägt tüchtig zu und lehrt uns leben.

Ich nahm mir endlich vor, nüchtern und fromm zu sein, Und in mein Herze zog nun voller Friede ein. Doch ach! die Frömmigkeit zerschellt’ am…

Die keinen Schritt jemals vom Weg gemacht, Die bis zum Morgen nie die lange Nacht Im Suchen nach der Wahrheit durchgewacht, Und manchen Braven um…

Der bin ich nicht, daß ich vorm Tode könnte beben; Viel eher als vorm Tod bangt es mir noch vorm Leben. Gott hat das Leben…

Wenn Du mit meinem Elend Mitleid hast, Nimm von der Schulter mir der Sünden Last! Verzeih dem Fug, der nach der Schenke strebt, Verzeih der…

Wahrhaft Verliebten ist Schön und Häßlich gleich; Sie fragen nicht, ob Höll’, ob Himmelreich, Ob ihre Kleidung Lumpen oder Samt, Ihr Pfühl ein Backstein oder…

O Herr! von Selbstgefälligkeit erlöse mich! Lenk mich zu Dir, und von mir selbst erlöse mich! Solang ich nüchtem bin, kenn’ Gut und Böse ich,…

Ich geh’ dahin und laß die Welt zurück im Streit, Und hatt’ von hundert Perlen doch kaum eine aufgereiht. – Unausgesprochen blieb so manches tiefe…

Die Zeit des Frühtrunks rückt heran, o Schenke! Zum Weinhaus führ mich hin, wohlan, o Schenke! Was fruchtet jetzt noch frommer Rat, sei still, Spar…

Daß ich geboren ward, verdank’ ich Deiner Huld, Mein hohes Alter Deiner Langmut und Geduld. Nach hundertjähr’gem Sündenleben will ich sehn, Ob Deine Gnade größer…

Was predigst du vom Fasten und vom Beten Statt zur Moschee laß uns ins Weinhaus treten, Füll Krug und Becher, eh’ sie deinen Staub, Khajjam,…

Von allen, die auf Erden ich gekannt, Ich nur zwei Arten Menschen glücklich fand: Den, der der Welt Geheimnis tief erforscht, Und den, der nicht…

Nimm an, dein Leben sei ganz nach Wunsch gewesen -was dann Und wenn das Lebensbuch nun ausgelesen -was dann? Nimm an, du lebtest in Freuden…

Hoch überm Firmament sucht’ ich die Quelle Von Vorbestimmung, Paradies und Hölle. Da sprach mein weiser Lehrer: “Freund, in dir Allein sind Kismet, Paradies und…

Die Großen, die die Ämter all gepachtet Und vor Begier nach Gold und Ehr’ verschmachtet, Die sehen den kaum als ‘nen Menschen an, Wer nicht,…

Das Rätsel dieser Welt löst weder du noch ich, Jene geheime Schrift liest weder du noch ich. – Wir wüßten beide gern, was jener Schleier…

Was heut hierher mich trieb. Ich sag’ es unverhohlen Ich hatt’ in der Moschee ‘nen Betteppich gestohlen, Der ist jetzt alt und schlecht, drum kam…

Von allen, die den weiten Weg gemacht, Hat keiner Nachricht noch zurückgebracht. Laß nur nichts liegen in dieser Herbergswelt! Nie kehrt zurück, wer sich erst…

Laß Weise nur und Edle in dein Haus, Nimm vor dem Toren meilenweit Reißaus. Reicht dir ein Weiser Gift, so trink’s getrost, Reicht Gegengift ein…

Ich hab’ auf Deine Huld mich ganz und gar verlassen Und Deiner Lehren Weg seit manchem Jahr verlassen. Wo Deine Gnade strahlt, ist ja doch…

Des Lebens Karawane zieht mit Macht Dahin, und jeder Tag, den du verbracht Ohne Genuß, ist ewiger Verlust. Schenk ein, Saki! Es schwindet schon die…

Als ich noch in der goldnen Jugend stand, Schien mir des Daseins Rätsel fast bekannt Doch jetzt, am Schluß des Lebens, seh’ ich wohl, Daß…

Was kann das Leben uns denn nun noch weiter frommen Was es uns etwa bringt, wird uns auch gleich genommen! – Wüßten die Ungebornen nur,…

Solche Verbote, wo es ausgeschlossen, Daß man sie einhält, sind denn das nicht Possen? Ist das nicht so, als riefst Du: “Umgedreht Den vollen Becher,…

Mach’s wie die Tulpe, schwing zum Neujahrsfest Den Purpurkelch! – und bring des Jahres Rest Mit einer tulpenwangigen Maid dahin, Eh’ dich des Schicksals Glut…

Heut ist der holde Tag nicht warm und kalt auch nicht, Die Wolke wäscht der Welt ihr Blumenangesicht, Ich hör’ die Nachtigall, wie sie zur…

Der Töpfer in der Werkstatt stand Und formte einen Krug gewandt, Den Deckel aus eines Königs Kopf, Den Henkel aus eines Bettlers Hand.

An jedem Tag nehm’ ich mir vor aufs neue, Daß ich das Trinken lasse und bereue; Doch nun voll Rosenduft erschienen ist Der holde Lenz…

Was hat es Dir genützt, daß ich gekommen Was hilft’s Dir, wenn Du einst mich fortgenommen? Ach, keines Menschen Ohr hat je vernommen, Wozu von…

Um Dogmen und Satzungen streiten die einen, Die andern um Glauben oder Verneinen. Wer sind nun die, denen die Wahrheit sich zeigt? Die Antwort ertönt:…

Mit Weltschmerz deine Seele plage nicht! Um das, was einmal hin ist, klage nicht! An Wein und süßen Lippen lab dein Herz, Und in den…

Geschlechter sind erglüht wie helle Funken, Haben gelebt, geliebt, gehaßt, getrunken; Sie leerten hier ein Glas und sind verlöscht, Sind in den Staub der Ewigkeit…

Der Tropfen weint “Wie bin vom Meer ich weit!” Das Weltmeer lacht: “Vergeblich ist dein Leid! Sind wir doch alle Eins, sind alle Gott –…

Als Gott einst meinen Brei zurechtgegossen, Ist Gut’ und Böses mit hineingeflossen. Drum kann ich wahrlich auch nicht besser sein, Als Er mich selbst einst…